»Die grelle Kammer«
Photo: Boris Petrovsky

Projekt Title: DIE DREI KAMMERN

»Die grelle Kammer«
»Die matte Kammer«
»Die Wundekammer«


Lichtkunst Weilheim
Lichtinstallationen, Performances, Ausstellungen
Ab 19. Oktober 2018 /
Starting 19th of October 2018

Festivalstadel: Arbeiten von Björn Dahlem und Boris Petrovsky

Stadtpfarrkirche St. Hippolyt – St. Pölten: Boris Petrovsky: »Die grelle Kammer«
Bis 18. November 2018

Stadtmuseum: Arbeiten von Otto Piene, Làszló Bordos, Björn Dahlem, Philipp Geist, Vanessa Hafenbrädl, Boris Petrovsky, Robert Seidel
Bis 18. November 2018


»Die grelle Kammer«

Ein tiefschwarzer Würfel mit einer Kantenlänge von 1,37 m scheint in der Luft zu schweben. Das Raummaß dieser auf der Spitze stehenden 'Black Box' ist so bemessen, dass ein Mensch sich darin aufhalten könnte. Die tiefschwarze Farbe schluckt das Licht, das von außen auf den Würfel fällt. Er erscheint reflex- und schattenlos, ohne räumliche Ausdehnung. Seine Körperlichkeit entzieht sich.
Ein Schlauch führt vom Boden zum Objekt. Aus seinem unteren Ende dringt in atmen-ähnlichen Ausstössen warme Luft, das offenbar aus seinem Inneren kommt. Im Inneren des geschlossenen Würfels befindet sich an jeder der 6 Wände ein LED-Fluter mit gleissend-kaltweissem Licht, das seinen Innenraum bis in den kleinsten Winkel ausleuchtet, von dem aber nichts nach außen dringt. Hier ist etwas Vertrautes verkehrt. Es widerspricht gewohnten Erfahrungen. Für wen oder was leuchtet hier Licht? Leuchtet es überhaupt oder ist es nur eine Behauptung? Ist das Objekt schlicht ein Lichtspeicher? Ein Datenspeicher? Eine Codierungsmaschine? Ein Schildbürgerstreich?

Weder das Licht, das von außen auf das Objekt fällt, noch das in seinem Inneren strahlt, trägt technisch-funktionalen oder weltanschaulichen Erwartungshaltungen Rechnung. Licht, Schatten, Dunkelheit verstülpen sich ineinander und die mit ihnen verknüpften Vorstellungen von Raum und Zeit, von Wirklichkeit und Wahrheit. Der Licht-Dunkel-Dualismus wird hier prekär und mit ihm seine Metaphern.

Der Ort der barock ausgestatteten Kirche als gegenwärtigen, temporären Ausstellungsort im Rahmen der Lichtkunst Weilheim führt verschärft hinzu auf die Fragen nach der Deutungshoheit und Indienstnahme von Metaphern ganz allgemein, insbesondere des Lichtes als „reiner Code“ und die damit programmierten, ideologischen Implikationen, die unsere Verführbarkeit für das Abwesende adressieren, das eigentlich unsere Wünsche meint. Oder anders gefragt: An was sind wir wann und warum bereit zu glauben, an was nicht? Wann sind wir bereit, einen Preis dafür zu zahlen und wann nicht? Meinen wir "ich" wenn wir "wir" sagen?

Auf einem Schild sind wie üblich in einer Ausstellungssituation, die Materialien beschrieben, aus denen das Objekt besteht. Es ist konzeptioneller Bestandteil der Arbeit: Aluminium, Holz, tiefschwarze Farbe, Stahlseil, Wellschlauch, Luftpumpe. Im Inneren: 6 LED-Strahler mit je 500 W, elektrische Energie.